Chateau La Croix 2022

Chateau La Croix 2022

Holzkiste

Zum Winzer

97–100
100
2
Merlot 100%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2061
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 97–100/100
Weinwisser: 93–94/100
Gerstl: 20/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pomerol
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau La Croix 2022

97–100
/100

Lobenberg: 100 Prozent Merlot. 14,2 Volumenprozent Alkohol. La Croix ist als Nachbar von Beauregard immer die Königin der eleganten Weine von Pomerol. So eine unübliche Finesse und Feinheit! Gerade in 2022 ist alles nochmal ätherischer und abgehobener. Was man im Grunde erstmal nicht glaubt, denn 2022 hat den höchsten Tanninlevel und ist konzentriert im Extrakt. Aber in der Ausprägung ist es so schicke süße rote Frucht mit Kirsche und Veilchen. Auch Wiesenblumen und Rosenblätter. Schicke Süße ausstrahlend, ein bisschen Nutella und Nougat darunter. Fein schwebend! Der Mund unglaublich schick, fast abgehoben – auf dem Drahtseil balancierend mit einem kleinen Schirm in der Hand. Alles schwebt, alles ist schick. Rote Kirsche, Sauerkirsche und rote Johannisbeere laufen auf einer Basis von Schwarzkirsche und Samt und Seide. La Croix war immer schon das feinste Pomerol, aber 2022 ist nochmal feiner, nochmal ätherischer und trotzdem gibt es Massen von Tanninen, die aber super poliert sind. Ein Tremolo, ein Mozart-artiges Spiel – Vivaldi trifft auf Mozart! Hier tut einfach gar nichts weh, es ist einfach nur verspielt, voller Finesse und Delikatesse. Einfach nur trinken und sich wohlfühlen und dann eine neue Flasche aus dem Keller holen. La Croix 2022 ist nicht besser als 2020 oder 2019, es ist nur nochmal feiner, nochmal spielerischer und femininer. Trotzdem ist die Kraft darunter einfach nur wunderschön. Es ist nicht der größte La Croix aller Zeiten, weil er sich einfach auf dem gleichen Level wie 2019 und 2020 bewegt, nur in einem anderen Charakter. Er ist auch nicht der größte Pomerol des Jahrgangs, aber ganz sicher der Feinste. 97-100/100 *** Château La Croix ist ein Weingut der Familie Janoueix. Jean-Philippe Janoueix ist persönlich verantwortlich für die Weinberge und den Keller. Es ist ein winziges Weingut mitten in Catusseau, direkt neben Beauregard. Seit Ewigkeiten ein Geheimtipp. Schwer zu finden, da der Wein nicht über den Place Bordeaux läuft, sondern nur über wenige exklusive Importeure vertrieben wird. Das ist das klassische Old Fashion Weingut in Sachen Vinifikation. Aber das basiert natürlich auf dem Terroir. Früher wurden Sandböden in Pomerol verpönt, gerade in den 70ern und 80ern. In feuchten und zu kühlen Jahrgängen blieben die Weine von den Sandböden zu leicht und meist auch etwas grün. Erst im Lauf des Klimawandels stellte sich heraus, dass diese Böden hervorragend geeignet sind und sowohl grandiose Finesse hervorbringen als auch die Wärme und die Reichhaltigkeit der Jahrgänge. Die Weine von diesen Böden, wie jene von La Croix, dem Nachbar Beauregard, Château Mazeyres oder sogar Le Pin, ein in Steinwurfentfernung liegender Nachbar, bringen eine wahnsinnige Verspieltheit. Sie brauchen aber warme Jahrgänge. Seit 2015 gehören die Domaines von diesen Böden immer mehr zum Allerbesten der Appellation. Sandböden auf Kalkstein, so gut wie kein Lehm, nur etwas, aber kein schwerer Lehm. Der Wein wird klassisch im Zement spontan vergoren. Nach der Gärung bleibt der Wein noch drei Wochen auf den Schalen. Der Ausbau geschieht nur zum Teil in neuem Holz, seit 2015 überwiegend in Stockinger Holzfässern von 1500 bis 2500 Litern, um weiter vom Holzeinfluss wegzugehen. Nur ganz vorsichtiges Pumpover während der Vergärung. Ab 2017 trat der neue Önologe in das Weingut ein, der zuvor auf Clinet sieben Jahre lang verantwortlich war. Ein ausgewiesener Großmeister der Finesse, was natürlich für La Croix perfekt passt. Das Weingut wird immer noch von den Eltern von Jean-Philippe bewohnt. Sie nehmen auch nach wie vor Einfluss auf die Vinifikation. La Croix ist ein fast reinsortiger Merlot, der allerdings teilweise bis zu fünf Prozent Malbec dabeihat.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

93–94
/100

Weinwisser über: Chateau La Croix

-- Weinwisser: Tiefgründiges schwarzbeeriges Bouquet, dunkler Graphit, edle Cassiswürze, getrocknete Fliederblüten und Holundersaft. Am vielschichtigen durchtrainierten Gaumen mit cremiger Textur, herrlicher Extraktfülle und balancierter Rasse. Im konzentrierten, langanhaltenden Finale ein Korb mit schwarzen Johannisbeeren, Estragon und mehliger Adstringenz. 93-94/100

20
/20

Gerstl über: Chateau La Croix

-- Gerstl: Der Duft ist traumhaft frisch, ein geniales Fruchtbündel, unterlegt mit ganz viel Terroirtiefe. Da strahlt ein ganz grosser, sehr edler Pomerol aus dem Glas, der Duft fesselt mich richtig. Samtiger Gaumenfluss, über die Feinheit der Tannine kann man nur staunen, betörende Frische, schwarze Frucht steht im Vordergrund, raffiniert begleitet von edlen Terroirnoten. Der schmeckt ganz einfach unfassbar gut, die beschwingte Leichtigkeit des Seins, alles ist total zart, filigran, gleichzeitig beinahe spektakulär aromatisch. Das ist Delikatesse und Kraftpaket zugleich, löst bei mir eine vibrierende Gänsehaut aus. Ich werde demnächst das Vergnügen haben, die 30 grössten Jahrgänge von La Croix verkosten zu dürfen. Ich bin aber jetzt schon sicher, dass 2022 der allergrösste ist. 20/20

Mein Winzer

La Croix

Der 1867 geborene Jean Janoueix kam 1898 nach Bordeaux und gründete ein Weinhandelshaus. Sein Sohn ist der legendäre Joseph Janoueix, der die meisten Chateaux in der Großregion um Pomerol ab 1930 kaufte. Der 1867 geborene Jean Janoueix kam 1898 nach Bordeaux und gründete ein Weinhandelshaus.

Chateau La Croix 2022