Chateau Bel Air La Royere 2022

Chateau Bel Air La Royere 2022

BIO

Holzkiste

Zum Winzer

96+
100
2
Merlot 65%, Malbec 35%
5
rot, trocken
15,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2050
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
strukturiert
3
Lobenberg: 96+/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Cotes de Blaye
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Bel Air La Royere 2022

96+
/100

Lobenberg: Deutliche Holunderspuren in der Nase, blaue Frucht und schwarze Kirsche. Aber alles sehr sanft, fein und spielerisch bleibend. Feine Veilchennote, Flieder und Wiesenblumen. Insgesamt floral, schick und geschliffen. Im Mund kommt eine wunderbare Säure dazu aus roter Johannisbeere und Sauerkirsche. Tolle Länge und wunderbar seidiges Spiel. Das ist ein spannender Wein aus Blaye! Er hat nicht die Rustikalität, die manche Jahre hier haben – man hat die totale Finesse, den totalen Schliff. Das macht viel Freude, weil alles passt – harmonisch und balanciert. Très chic! 96+/100Dieses Weingut ist ab dem Jahrgang 2019 nicht mehr nur biologisch arbeitend, sondern auch biologisch zertifiziert. 12 Hektar Rebfläche. Der Erstwein kommt nur von fünf Hektar sehr alter Reben, auf Kalkstein gewachsen. Der Rest geht in den Zweitwein. Die Reben sind inzwischen über 50 Jahre alt. Der Ertrag aus extremer Dichtpflanzung liegt bei 35 Hektoliter pro Hektar, durch eine geringe Pflanzdichte erreicht man jedoch lediglich einen Ertrag von 500 Gramm Trauben je Pflanze. Önologischer Berater ist ein in der Region berühmter Winzer: Christian Veyry, langjähriger Mitarbeiter von Michel Rolland. Das Weingut wird geleitet von der Besitzerin Corinne Chevrier-Loriaud, die hier nur mit ihren Töchtern und ihrem Sohn arbeitet. Alles wird per Hand gelesen. Die Trauben werden vor der Vergärung komplett entrappt. Eine lange vierwöchige Fermentation und anschließend nochmal vier Wochen Mazeration auf der Schale. Die Fermentation findet spontan im Edelstahl statt, die malolaktische Gärung und der Ausbau im Barrique, allerdings nur zu einem kleinen Teil in neuem Holz. Der Großteil geht ins gebrauchte 500 Liter Tonneau.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

19
/20

Gerstl über: Chateau Bel Air La Royere

-- Gerstl: Mit dem Einsatz der Amphoren will man die Frische und Leichtigkeit im Wein bewahren. Das ist immer ein besonders faszinierender Wein, dieses Jahr ist der Anteil Malbec zwar lediglich 10%, doch auch das gibt ihm eine besondere Note, der Duft gleicht etwas einem erotischen Pomerol. Das ist ganz einfach traumhaft gut, betörende Frische, unterstützt von der idealen Dosis Extraktsüsse. Was ist das doch für ein fröhlicher, aufgestellter Wein! Eine ganz edle Köstlichkeit, super leichtfüssig, ein aromatisches Meisterwerk, die Tannine spürt man praktisch nicht, so fein sind sie. Burgundische Feinheit, das ist einer der raffiniertesten Weine von ganz Bordeaux. 19/20

Mein Winzer

Bel Air La Royere

Dieses Bioweingut besteht inzwischen aus 12 Hektar Rebfläche, davon aber nur fünf Hektar auf Kalkstein für den Erstwein. 40–50 Jahre alte Reben. Der Ertrag aus Dichtpflanzung liegt bei 35 Hektoliter pro Hektar. Önologischer Berater ist Christian Veyry, früherer Mitarbeiter von Michel Rolland, selbst...

Chateau Bel Air La Royere 2022