Lobenberg: Appellation Bordeaux Blanc, 100 Prozent Biodynamie und zu 100 Prozent auf Kalkstein gepflanzt. 1,5 Hektar Rebfläche, angelegt 2016. Der Wein hat eine verblüffende Nase. Irgendwo zwischen Vermentino, Chardonnay und Sauvignon Blanc schwankend. Hocharomatisch – das erstaunt. Spannend! Sehr in Richtung Natur laufend, sehr eigene Würze und Stilistik. Überhaupt nicht mit Pessac oder Graves zu vergleichen – vielleicht liegt es auch an diesen 100 Prozent Kalkstein. Der Wein ist auf jeden Fall in seiner Art und Ausprägung einzigartig. Eindeutig Mandarine mit ein bisschen reifer gelber Melone und reifer Mango. Im Mund sehr cremig, wieder diese aromatische Vermentino-Muscadet-Würze. Lang, cremig, intensiv, trotzdem schöne Frische. Verblüffend, ich habe lange nicht so einen Sauvignon Blanc probiert, weil er einfach so atypisch ist, so aus der Reihe schlägt. Aber der Wein macht ganz viel Freude, er kommt dann mit gelber Melone, süßer Apfeligkeit von Boskoop und einer leichten blumigen Honignote, mit Rosmarin und Thymian im Nachhall. In Honig gewälzte Limette dazu. Faszinierend! Ich sollte diesen Wein für uns sichern. Das ist dann neben Du Retout Blanc der zweite wirklich eigenständige und sehr spezielle Weißwein eines kleinen Médoc-Weinguts. 95-96/100Château Doyac ist ein ganz kleines Weingut mit wirklich extrem arbeitenden Besitzern, im Grund so eine Art zweites Clos Manou. Spezielles Terroir mit reinstem Kalkstein. Doyac liegt direkt neben der Appellation Saint-Estèphe, etwas im Süden davon. Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.