Cuvee Denis Darriet

Cuvee Denis Darriet "Goutte Rouge" 2018

Holzkiste

Zum Winzer

98–100
100
2
Cabernet Sauvignon 55%, Merlot 45%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2062
Verpackt in: 6er OHK
9
saftig
seidig & aromatisch
strukturiert
3
Lobenberg: 98–100/100
Gerstl: 20/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pessac Leognan
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Cuvee Denis Darriet "Goutte Rouge" 2018

98–100
/100

Lobenberg: Zu Ostern 2022 hatte ich das Vergnügen, den erstmalig 2016 vinifizierten Goutte Rouge als 2018er und 2019er Faßprobe gegen den 2016er zu probieren. Ich war sehr gespannt, ob dieser Ausnahmewein auch 18 und 19 das Niveau des Klassenbesten halten konnte. 2016 war im Charakter total auf La Mission laufend mit diesem typisch genial sandig feinen Fluss, Sanddorn und Orangenschale auf roter Kirsche mit konzentrierter Schwarzkirsche und reifer Zwetschge. Ein Musterbeispiel von Klassik und Finesse zugleich, archetypisch 2016! 2018 greift, und das verblüffte mich von der ersten Nase und dem ersten Schluck, die Jahrgangstypizität des weichen, schokoladig üppig reifen Jahrgang zu 100% auf. Das gelingt auch dem 2019er, jedoch mit der ganz anderen Jahrgangsausprägung. Diesen „Goutte Rouge“ muss man heranziehen, wenn man wirklich wissen will, wie ein Jahrgang in Bordeaux an der Spitze und bestenfalls exakt ausfällt. Nur bei Cheval Blanc habe ich schon mal drei Weine eines Weinguts dermaßen jahrgangstypisch unterschiedlich auf 100 Punkte Niveau probieren können. Und diese Analogie darf man hier ruhig verwenden. Wir sind auf dem hohen Niveau. Der 2018er Goutte Rouge hat famose Ähnlichkeit mit Cheval Blanc, obwohl er keine Cabernet Franc enthält. Auch Eglise Clinet kommt mir wegen der so ungeheuer feinen Merlot in den Sinn. Spielerisch, schwarzfruchtig, Blaubeeren, Knubbelkirsche, Schwarzkirsche, schlanke Brombeere, sehr feine Lakritze, dunkle Milchschokolade, unendlich fein und doch so dicht und reich und üppig. Opulent und doch nie fett. Das Holz ist nicht spürbar. Knochentrocken durchgegoren und dennoch feinste süße Frucht dahinter. Und die Komplexität und kirschige Frucht erinnert an einen reifen Chambolle Amoureuses. Als totaler Liebhaber großer Burgunder und Pomerols hätte ich den 2018er nicht auf das linke Ufer in Bordeaux verortet, eher eine hochfeine Saint Emilion Spielerei ohne das störende Fett und die zu dominante Wucht und Holzigkeit der Weine um Angelus, Pavie und Troplong Mondot. Was für ein hocharomatisches, superfeines Elixier mit einem archetypischen Abdruck des Jahrgangs 2018. Butterweich, die Faust im Samthandschuh. Braucht etwas Zeit das neue Holz zu verarbeiten. 98-100/100 Das Chateau Seguin liegt am Rande des Stadtteils Pessac, gerade außerhalb der Rocade, also noch im Stadtgebiet von Bordeaux. Das Terroir ist identisch mit den Böden von Haut Brion, La Mission und Carmes Haut Brion, uraltes Schwemmland der Gironde, ähnlich den Böden der Top-Appellationen des Medocs. Eine tiefe Kieslinse mit Silikaten und kalkhaltigem Lehm, hier und da durchzogen von mineralhaltigen Schwemmsänden. In historischen Weinbüchern des neunzehnten Jahrhunderts werden die Weine von Chateau Seguin qualitativ auf einer Stufe mit denen von Haut Brion genannt. In den Wirrungen und Irrungen der Weltkriege des frühen zwanzigsten Jahrhunderts geriet dieser historisch belegte Anspruch in Vergessenheit, das Eigentum wechselte häufig und schließlich waren die 30 Hektar ehemaliger Weinberg eine unberührte Brache. Das hat auch eine gute Seite, die Böden konnten sich regenerieren und die unwissend wirren Herbizid- und Pestizidbehandlungen der 50er bis 80er Jahre blieb ihnen erspart. Erst in der zweiten Hälfte der 80er konnte der wohlhabende Land- und Immobilienkaufmann Darriet, ein gelernter Geologe und Bodengutachter, das nie ganz in Vergessenheit geratene Kleinod von 30 Hektar von mehreren Besitzern zusammenkaufen. Er konnte sich 1987 den unerhörten Luxus leisten, das quasi wieder jungfräuliche Rebland nach geologischen Erkenntnissen (er nahm unzählige Bodenproben auf tiefen Bohrungen) neu zu bestocken. Perfekte Unterlagsreben und Selektion Massale und Klone nach dem damaligen neuesten Wissensstand. Und Dichtpflanzung von 7000 bis 10000 Stöcken je Hektar und den Ertrag pro Stock zu minimieren. 60% Cabernet und 40% Merlot. 1995, passend zu den ersten kommerzialisierten Jahrgängen, stieg der Sohn des Hauses, Denis Darriet, als Regisseur in das elterliche Weingut ein. Denis war Feinmechaniker, Ingenieur und Kunsthandwerker in Paris, er liebt präzise Details und analytisches Arbeiten. Das Weingut teilte er demzufolge auf in 30 Parzellen leicht unterschiedlicher Böden und Rebzusammensetzungen, alle werden separat vinifiziert. Und er war und ist ein großer Freund der umweltschonenden Weinbergs- und Kellerarbeit, das Chateau ist inzwischen in vollständiger Konversion zur Bio-Zertifizierung. Der französische Umwelt-Level 3 wurde schon vor langer Zeit verliehen, aber der vollständige Umstieg von Phosphon auf Kupfer gegen Pilzbefall wird wegen des hiesigen hohen Mehltau-Drucks (die feuchtigkeitsspeichernden Kies-Lehmböden sind da sehr gefährdet, die Biodynamiker Chateau Pontet Canet und Smith Haut Lafitte auf sehr ähnlichem Terroir können unglückliche Lieder davon singen, in schwierigen Jahren muss man täglich Kupfer spritzen, Phosphon dagegen selten) immer wieder mal verschoben oder gar ausgesetzt. Auch unter deutschen Biowinzern ist das auf Druck der Südeuropäer erst vor kurzer Zeit erteilte Verbot von Phosphon in der Bioausrichtung sehr umstritten, bis heute ist es unklar ob die Organismen im Boden oder die Konsumenten mehr von Kupfer oder Phosphor geschädigt werden oder gar von beidem nicht nennenswert. Inzwischen hat Denis auch den önologischen Berater gewechselt. Der sattsam bekannte Önologe und Biowinzer Stephan Derenoncourt, der ja auch die Domaine de Chevalier und viele Superstars Saint Emilion betreut, zeichnet nun verantwortlich. Chateau Seguin erzeugt nach vielen Experimenten und Versuchen inzwischen 5 verschiedene Weine. Schon immer als Hauptwein »Chateau Seguin«. Dann auch von Beginn an eine etwas abgelegenere und von Fremdspritzungen ungefährdete Parzelle (gleiches Terroir und Rebsorten) komplett in Bio, die nach der Straße benannte »Cuvée de la House«. Als qualitative Abstufung kommt von einigen sandigeren Teilen der Zweitwein „L’Angelot“, eigentlich die gleiche Qualität wie der Erstwein aber etwas feiner und eleganter, eben Sandböden. Vom reinen schweren Lehm-Kalkboden kommt der schwerste und üppigste Wein des Hauses, Denis »Grand Cru«, nur 2000 Flaschen aus nochmal dramatisch ertragsreduzierten Reben (60 % Cabernet und 40% Merlot – spontan vergoren im Beton und Ausbau 24 Monate in 100% neuem französischen Barrique) und nur in großen Jahren erzeugter »Confidence«. Mit Ansage von Denis offizieller Wettbewerber gegen Chateau Haut Brion. Üppig, reich, intensiv, 2018 und 2019 kann man durchaus in den Wettbewerb mit Haut Brion schicken. Eine weitere Mikro-Cuvée, ebenfalls nur 2000 Flaschen, kommt aus einer weiteren Parzellenselektion. Hier geht es mehr um den Wettbewerb und die Charaktereigenschaften des feineren La Mission Haut Brion. Auch der Unico von Vega Sicilia und die Tondonia Gran Reserva waren Vorbild. Ab 2016 erst gelang Denis hier die Perfektion, alle Vorjahre der zwei Mikrovinifikationen reichten ihm nicht, sie gingen dann unter in der großen Menge des Seguin. Erst 2018 und 2019 wird es diesen Wein wieder geben. Aber ab 2016 war der Stolz des Hauses endlich geboren, die sehr simpel »La Goutte Rouge« getaufte Cuvée Denis Darriet. Kein Cabernet Franc, sondern 55% Cabernet Sauvignon und 45% Merlot. Die reife Cabernet Sauvignon dominiert über die tänzelnd weiche Merlot. Dieser Wein wird in einer etwas anderen Cépage als der Hauptwein zusammengestellt, ähnlich vinifiziert, aber länger im neuen Holz ausgebaut, Barrique und Tonneau. Was unterscheidet diesen Wein nun vom normalen Seguin? Durch den längeren Ausbau ist er trotz neuen Holzes klar weicher und weiterentwickelt, dabei fast drastisch fein und elegant, seidig schwebend. Gleichzeitig ist dieser Wein so unglaublich intensiv und aromatisch, ein Konzentrat aus winzigen Erträgen, aber ein hocharomatisches Konzentrat in Finesse. Leichtfüßig und superkonzentriert zugleich mit Massen an unvorstellbar feinem Tannin.

20
/20

Gerstl über: Cuvee Denis Darriet "Goutte Rouge"

-- Gerstl: 2018er wie aus dem Bilderbuch, dazu diese herrliche tiefgründige Frische kombiniert mit mineralischem Ausdruck nach Graphit. Sinnliche Frucht trifft auf einen würzigen und floralen Hintergrund. Schwarze und rote reife Frucht in delikatem Zusammenspiel - Ausdruck von Wärme und Frische zugleich. Das Bouquet wirkt komplex und zugleich enorm zugänglich. Ein Duft welcher von Eleganz und Nobless geprägt ist. Am Gaumen zeigt sich ein cremiger weicher Körper geprägt von seidigen Tanninen und erfrischender Säure. Perfekt ausbalanciert sodass auch die konzentrierte Fruchtaromatich saftig animierend daherkommt. Das ist die pure Harmonie, welche wir im Glas haben - vom Anfang bis zum Schluss. Im Finale zeigen sich intensive Kräuteraromen, noble Röstaromen nach Kaffee und Schokolade und wiederum die graphitartige Mineralität. Dieser Wein birgt ein enormes Potential in sich und wird bestimmt zu einer weiteren Weinlegende heranreifen. 20/20

Mein Winzer

Seguin

Der im letzten Jahrhundert bekanteste Weinführer »Cocks an Feret« lobte das damals im Besitz der Familie Pascal befindliche Château in den höchsten Tönen: »the highest part of the commune, with magnificent gravely rises producing full-bodied, elegant wines similar of those of Haut-Brion«. Besitzer...

Cuvee Denis Darriet