Lobenberg: 50 Prozent der Ernte sind 2021 verloren gegangen. Überwiegend bei den jüngeren Reben durch Frost und auch durch Mehltau. Der Ertrag lag letztlich bei nur 16 Hektolitern pro Hektar. Clos Louie besteht 2021 aus 70 Prozent Merlot und 30 Prozent Cabernet Franc. 13,2 Volumenprozent Alkohol. Es gibt hier wie 2020 nur einen Wein, nur den Clos Louie. Er hat eine dunkelviolette Farbe. Die Nase ist reich und duftig. Blumig, aber mehr süße Blumen. Reife Rosenblätter, Veilchen, ein bisschen Flieder und süßes Lavendel. Das Ganze mit Thymian unterlegt. Schiebend mit reifer schwarzer Zwetschge und schwarzer Kirsche, dahinter Blaubeere. Was für eine Intensität in der Aromatik! Der Mundeintritt kommt mit einer erstaunlichen Chilischärfe. Pfeffrig, lang, intensiv und salzig. Darunter Sauerkirsche, hochintensiv. Seidigstes Tannin, aber auch samtiges Fleisch und Fülle. Der Wein steht für zwei Minuten. Er hat eine wahnsinnige Spannung im Mund durch die Chilischärfe und die superkonzentrierte Pflaume und rote Kirsche. Der Wein hat nicht das Fleisch und die reiche, süße Fülle wie in den vergangenen Jahren, dafür hat er aber eine unglaubliche Eleganz und Länge. Das ist Castillon im Stile eines Topweins aus Saint-Émilion. Und das Ganze in einer lange nicht mehr gesehen Stilistik der Finesse, der Feinheit und der Frische. 2021 steht 2020 bei etwas mehr Frische im Grunde in nichts nach, großer Topwein! 97-98+/100Ein Weingut am Rande der Appellation zu Saint-Émilion, mit weniger als 15 Hektar Anbaufläche, dessen Kern eine nur 0,85 Hektar große Zelle bildet, bestockt mit bis zu 150 Jahre alten, wurzelechten Reben, Prephyloxera. Das mit Abstand beste Château in Castillon, das es locker mit allen Weingüter in Saint-Émilion aufnehmen kann. Direkter Nachbar ist Eric Jeanneteau von Tertre de la Mouleyre, das noch in Saint-Émilion liegt. Der Weinberg von Clos Louie steht in der Gemeinde Saint-Philippe d’Huile. Merlot, Malbec, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Die verschiedenen Plots sind unterschiedlich alt. Der jüngste 59 Jahre. 60 Prozent Merlot, 10 Prozent Malbec, 30 Prozent nehmen die Sauvignons im gemischten Satz ein. Die Weinberge sind über einer Eisenauflage auf reinem Kalkstein gelegen, biologische Bearbeitung, Gras- und Kräuterbewuchs. Die Lehmauflage über dem reinen Kalkstein ist etwa 30cm dick. Der Ertrag ist auf Grund des hohen Alters der Reben extrem gering. Alles wird in Handarbeit erledigt und auf einem Tisch händisch sortiert und entrappt. Ein Aufwand, welchen sich ein großes Weingut gar nicht leisten könnte. Der alte Weinberg ist mit 6.500 Stöcken pro Hektar bepflanzt. Das Weingut ist inzwischen seit 2021 biozertifiziert. Önologe ist Claude Gros, Besitzer sind Pascal und Sophie Lucien-Douteau. Die Weine werden im Zement, aber auch im offenen 30-Hektoliter-Inox-Stahltank vergoren, danach in 600-Liter-Stockinger-Tonneaux, 300 Liter Holzfässer und in Barriques von Sylvain für 20 Monate ausgebaut. Sie bleiben ohne Bâtonnage in diesen Fässern. Unberührt bis zur Abfüllung. Seit 2018 gibt es ein paar kleine neue Plots dazu, insgesamt gibt es somit maximal etwas über 5.000 Flaschen Clos Louie, es bleibt immer noch ein rares Elixier.Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.