Lobenberg: Der Wein steht komplett auf Kalkstein, mit Terra Fusca durchsetzt, wie es auch der Saumagen ein bisschen ist. Also auch leichte Braunfärbung, aber am Ende eben reiner Kalkstein. Auf 280 Meter Höhe gelegen. Das nördlichste GG der Pfalz überhaupt, in diesem kühleren Zellertal mit diesen superspannenden Böden. Es reift langsam aus, weil es so hoch ist. Es liegt noch höher als der Saumagen, also auch hier immer eine sehr kühle Stilistik. Der Wein wird als letzter der Riesling-Weinberge gelesen. Die Traubenverarbeitung ist sehr traditionell mit Quetschwalzen und Maischestandzeiten über 12 Stunden und nur sehr kurzen Sedimentationszeiten. Geschwefelt wird vor der Gärung nicht, ein biologischer Säureabbau soll nach Möglichkeit immer vermieden werden. Rein spontan vergoren in kaum Holz und viel Edelstahl. Belass auf der Vollhefe bis Ende April. Dann klassischer Abstich und Verbleib auf dem guten Teil der Hefe. Keine Filtration. Traditioneller und klassischer geht es im Riesling nicht. Durchgegoren auf 1 Gramm Restzucker und trotzdem hat es diese unglaubliche Saftigkeit. Der Weinberg liegt in Sichtweite zum höchsten Berg der Pfalz, dem Donnerberg mit knapp 700 Metern. Dieser Wein strahlt also immer ein gewisses Drama aus. Jedes Jahr entstehen nur rund 2000 Flaschen. Ein Wein aus rauer Wildnis, vom Winde umtost. Für die Pfalz ist diese späte Reife total ungewöhnlich. Ein vibrierender Wein, ein sehr eigenwilliger Wein. Das Zellertal ist nicht umsonst ein Hotspot und irgendwo ein Bindeglied zwischen Wonnegau und Nordpfalz. Hat sensorisch vielleicht mehr mit einem Morstein gemein als mit der Mittelhaardt. Der Schwarze Herrgott schreit aber auch förmlich nach guter, althergebrachter Riesling-Machart. Die Nase ist durch diese Form der Weinbereitung immer etwas reduktiv. Leichte Reduktion und Stein und Mineralität. Fundamentaler Kalkstein, lang, sehr würzig. Feuerstein, Kreide, Minze, Eukalyptus, das steht für den Schwarzen Herrgott. Im Mund dann fast ein bisschen moselanisch. Verspielt, aber mit deutlich mehr Säure, immense Frische und Saftigkeit. Hier zeigt sich die geniale Balance, die das Zellertal erreicht hat in diesem Jahr. Zum allerersten Mal überhaupt hat das Zellertal in 2020 höhere Mostgewichte erreicht als Laumersheim. Das liegt an der optimalen Wasserversorgung hier. Deshalb hat es einfach dreifach gewonnen dieses Jahr. Die Hammerböden, die kühlen Winde und das Wasser. Im Zellertal ist alles da. Und das zeigen die Weine. Vorne saftig, druckvoll, mit warmer Zitrusfrucht, Orangenblüte, Grapefruit. Hintenraus dann diese wilde Steinigkeit, aber es ist nicht überbordend, fein verwoben, sehr komplex. Er hat gleichzeitig diesen phenolischen Grip, den salzigen Zug und dennoch diese einmalige Saftigkeit der Pfalz. Wahnsinn. Das ist nicht nur Gegenwart, sondern diese hohen Pfälzer Lagen wie der Saumagen oder der Schwarze Herrgott sind sicherlich auch ein Garant für die große Zukunft der Pfälzer Weine, weil sie über die Höhenlagen und über die kühlen Winde den Ausgleich für die zunehmende mediterrane Wärme finden. Oliver Spanier hat ja seinen Topweinberg auch ganz in der Nähe stehen. Auf jeden Fall großes Kino aus dem Zellertal in den letzten Jahren. Ich liebe diesen Wein! 98/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Rauchig kühle Stein-Nase. Frucht gut versteckt hinter Reduktion und Sponti. Dann aber erstaunlich saftiger Mund, gute Reife anzeigend, Steinobst, wenig Zitrus, cremige Pfalz. Erstaunlich aus der Höhenlage. Eine große Freude im Mund. 98-100/100