Lobenberg: Dieser Falletto hat nichts mit Castiglione Falletto gemein, sondern ist nach den Hängen des Weingutes in Serralunga benannt. Das Weingut von Giacosa liegt hier, alles Eigenbesitz. Diesen Wein gibt es als Falletto (di Serralunga) oder auch manchmal als Rocche di Falletto. Aber das sind eben Serralunga Weine. In den letzten Jahren und für die nächsten Jahre ist dies wohl der absolute Brennpunkt von Barolo. Die besten Erzeuger von Giacomo Conterno, Altare, Vietti bis hin zu Gaja sind alle in Serralunga unterwegs, weil das Terroir so einzigartig ist. Und weil Serralunga diesen Spagat schafft aus der maskulinen Seite von Castiglione Falletto und der Weichheit, der Eleganz aus Monforte. Der Falletto besteht komplett aus eigenen Reben. Der Gesamtweinberg von Giacosa im Falletto umfasst 13 Hektar, davon ist ein Teil im Rocche. 2017 war gekennzeichnet von einer großen Frostperiode im Frühjahr und von einem warmen Sommer mit langer Trockenperiode. Vom Frost wurden vor allem jene Winzer verschont, die Reben in Hochlagen bewirtschaften. Durch die Trockenheit und Wärme stand im Herbst eine deutlich frühere Lese an als normalerweise, teils vier Wochen früher. Das schöne war, dass Anfang September in den Nächten eine große Kühle herrschte. Wir haben also auf der einen Seite einen warmen, reichen, fruchtbetonten Jahrgang wie 2011 oder 2015. Und gleichzeitig haben wir Frische und Kühle durch den kühlen Herbst und somit auch eine hohe Eleganz, mit seidigen Tanninen. Deshalb ist 2017 ist nicht wirklich vergleichbar, weder mit 2011, das die Kühle nicht hatte, und auch nicht mit 2003 oder 2015. Die klimatischen Bedingungen haben 2017 auch dazu geführt, dass sich in Barolo die verschiedenen Höhenlagen etwas annäherten. Der Jahrgang, mit seiner Frische, Finesse und fruchtstarken Aromatik, dominiert in diesem Jahr 2017 deutlich mehr als in Jahren wie 2016 oder später 2019 und 2020. Giacosa Falletto 2017 zeigt sich in der Nase für 2017 – trotz der hohen Aromatik – erstaunlich strukturiert. Extrem geradeaus, wie ein Legobaukasten. Klare Definition – was ist oben, was ist unten, was ist an der Seite. Enormer Geradeauslauf. Und was ich schon im Barbaresco Rabaja bemerkte, ist auch im Barolo Falletto der Fall: die Tannine sind extrem ausgeprägt. Nicht bäuerlich, sondern fein, aber massiv vorhanden. Ich hatte auf meiner Reise noch keinen Erzeuger vor Giacosa, bei dem die 2017er Tanninstruktur so ausgeprägt ist. Der Geradeauslauf ist immens, trotzdem haben wir die 2017er Aromatik, die so verspielt ist. Dazu die Fruchtintensität. Dieser Barolo braucht einige Jahre Zeit, das ist schon mal sicher. Nach zehn Jahren wird er aber über seine aromatische Feinheit und seine verspielte Duftigkeit ein wunderschöner Wein werden. Fast noch etwas feiner und seidiger in der Tanninstruktur als der Barbaresco Rabaja, den ich zuvor probiert habe. Auf jeden Fall eine Schönheit, da gibt es kein Vertun. 97-98/100