Lobenberg: Ein biodynamisches Weingut von Gonzague Lurton, dem Ehemann von Claire Villars-Lurton, die Château Haut-Bages Libéral, Château Ferrière und Château Gurgue führt. Hier wurde in den letzten Jahren fast brutal investiert. Im Weinberg Dichtpflanzung, im Keller Amphoren und Betoneier. Die Trauben werden komplett entrappt und die Beeren dann nicht angequetscht, sondern als ganze Beeren in die Vergärung gegeben. Lange Vergärdauer auf den Schalen von über vier Wochen. Dann wird mehr oder weniger nur der Free Run Juice verwendet. Also kein hartes Pressen, um keine harten Tannine aus den Kernen zu extrahieren. Der Ausbau geschieht nur zu einem Drittel im neuen Holz und schon fast zur Hälfte in Tonneaux, Betoneiern und Amphoren. Auf Durfort Vivens lässt man nichts unversucht, um den Status als Deuxième Cru auch qualitativ wieder zu erreichen. Aber man ist hier im Grunde schon auf einem hervorragenden Weg. In Bordeaux gab es 2020 eine unglaubliche Regenmenge im Frühjahr. Während der frühen, aber perfekten Blüte, blieb es zwei Wochen lang trocken, direkt danach gab es wieder Regenfälle. Von Mitte Juni bis Mitte August fiel dann allerdings kein einziger Tropfen Regen mehr. Bei Sandböden war das ein Desaster – die Reben bekamen Trockenstress. Bei Lehmböden, wie wir sie in den besten Lagen des Médoc und Pomerol haben, oder auf reinem Kalkstein, wie oft in Saint-Émilion, war das überhaupt kein Problem. Am linken Ufer fielen dann Mitte August circa 80 Millimeter Regen. Ende August nochmal 15 Millimeter. Danach war es den ganzen September über trocken. Also ziemlich perfekte Bedingungen für hervorragendes Terroir, perfekte Bedingungen für hohe Reife und satte Tanninwerte, bei recht moderater Säure. Durfort Vivens kommt 2020 mit einer reichen, dichten Kirschnase. Wuchtig, aber nicht fett, nur intensiv aromatisch und druckvoll. Eine warme schwarze Kirschwolke, mit Zwetschge und Sauerkirsche darunter. Hohe Intensität. Schwarze Schokolade ohne Bitterstoff, einfach nur reichlich. Etwas Mango dazu. Der Mund wird von Zwetschge dominiert, wow! Reichlich frische Zwetschge, erst langsam kommen rote Kirsche und Sauerkirsche. Hohe Intensität, lang und mineralisch. Ein sehr eigenständiger Wein aus Margaux. Mehr zur Feinheit dieser Biodynamiker als zur Wucht laufend. Mehr zur roten burgundischen Frucht als zum üppigen, schwarzerdigen, würzigen Margaux. Hedonistisch und lecker, mit total seidigen und verspielten Tanninen. Wunderbare Länge. Er ist im Grunde viel zu fein für einen klassischen Margaux, viel zu verspielt. Ein tänzelndes kleines Wunderwerk, mit einem guten Kern und Fleisch in der Mitte. Margaux – diese Appellation liebe ich in diesem Jahr. 97-99/100