Lobenberg: Late Release aus der Schatzkammer in 2024, bis dato perfekt im Weingut gelagert. Hier haben wir die ältesten Reben der Kühns, über 50 Jahre alt. Der Weinberg liegt direkt am Rhein. Sand- und Quarzitböden. Die am frühesten reifende Lage überhaupt. Mit einer fast perfekten Luftzirkulation. Durch die Breite des angrenzenden Rheinstroms ist ständig Wind im Weinberg. Entsprechend ganz selten Fäulnisdruck. Aber die Reife auf diesen eleganten Böden macht aus dem Nikolaus im Grunde einen so überragend elegantes und vor allem sehr cremiges GG. Peter Jakob Kühn bzw. sein Sohn Peter Bernhard haben die Ausbauzeiten ja vor Jahren schon verändert. Die normalen GGs Nikolaus und Doosberg liegen jetzt für zwei Jahre im großen Holzfass – erst rund ein Jahr auf der Vollhefe, dann oft noch ein knappes halbes Jahr auf der Feinhefe. Sehr tiefe, reife Frucht mit gelben und weißfruchtigen Elementen, Grapefruit, Orangenschale, Apfelblüten, Weizentoast, Thymian und blonder Tabak. Der Nikolaus hat dieses Jahr einen dunkelwürzigen, geheimnisvollen Kern, der an Bienenwachs und Vulkangestein erinnert. Schon der Duft wirkt immens konzentriert, hochverdichtet, dennoch hat er etwas Strahlendes an sich, was 2019 ja oft hatte. Der Mundeintritt ist im ersten Moment gar nicht so weit von einem schlanken Puligny-Montrachet entfernt, mit dieser hefegetragenen, von elektrisierender Salzigkeit durchzogenen konzentrierten, anschmiegsamen Frucht von Quittenschale und gelbem Pfirsich. Erst im Nachhall kommt dann die schlanke Riesling-Silhouette, diese feinziselierte, elegante Art, die nur deutscher Riesling kann. Herbsaftig, von Wiesenkräutern und gelben Blüten getragen. Diese Finesse und Ruhe der Kühn’schen Rieslinge ist unerreicht. In einigen Jahren gefällt mir der Doosberg besser, weil er manchmal mehr Aufregung mit sich bringt, aber in von sich aus schon sehr elektrisierenden, energetischen Jahren wie 2015, 2017 oder eben 2019 gefällt mir der Nikolaus etwas mehr, weil seine erhabene Reife dann mit einem riesigen Spannungsbogen aufgeladen wird. Die Seidigkeit ist bestechend, lang und so unendlich fein. Kaum einer beherrscht die Geschmeidigkeit, die anschmiegsame Textur und das finessenreiche Spiel mit feinem Gerbstoff und Hefelager so verführerisch wie Familie Kühn.