Lobenberg: Dieser Wein stammt aus der Parzelle Sonnenberg im Rüdesheimer Drachenstein, die überhalb des Bischofsbergs liegt. Wer Jörn kennt weiß natürlich, dass man hier keinen gewöhnlichen Rheingauer Spätburgunder im Glas hat, sondern eine völlig verrücke Abfüllung. 6 Monate auf der Maische, 18 Monate im speziellen Fass einer französischen Tonnellerie gelagert. Wenig Schwefel beim Füllen und keine Filtration. Im Bouquet duftet das zart rauchig mit viel Sauerkirsche, Schlehe und auch einem Hauch Lavendel. Das ist offen, duftig, aber nicht sehr üppig rotfruchtig, eher ganz schlank. Man riecht die Kühle der Lage. Am Gaumen geht es zunächst genau so schlank weiter. Typisch deutsche, also sehr weiche und reife Tanninstruktur. Alles ist zart und fein. Doch dann geht die Post im Mittelmund ab. Ich habe hier wieder Sauerkirschmarmelade, eine feine Säure und auch etwas Johannisbeere. Der Wein baut Druck auf, erzeugt eine feine Spannung und gleitet dann seidig fein und ganz frisch über den Gaumen. Das hat schon mächtig viel Finesse, ist aber stilistisch ganz anders als der gar nicht soweit entfernt liegende Höllenberg von August Kesseler. Dieser hat mehr Extraktsüße und auch Pflaume und Hagebutte, Jörn mag es lieber puristisch. 94+/100
-- Falstaff: Im Duft Pfeffer, etwas Holz, schwarze Kirsche und Olive, Blutorange, Kakao und auch erdige Noten. Am Gaumen vielschichtig und substanzreich mit knackiger Säure, die für Frische sorgt; die kräftigen Gerbstoffe pelzen noch etwas, sehr klar und präzise. 94/100