Lobenberg: Late Release aus der Schatzkammer in 2024, bis dahin perfekt im Weingut gelagert. Peter Jakob Kühn bzw. sein Sohn Peter Bernhard haben die Ausbauzeiten ja vor Jahren schon verändert. Die normalen GGs Nikolaus und Doosberg liegen jetzt für zwei Jahre im großen Holzfass – erst auf der Vollhefe, dann auf der Feinhefe mit unterschiedlicher Dauer, je nach Jahrgang. In diesem Fall 15 Monate auf der Vollhefe, dann Abstich und weitere 6 Monate auf der Feinhefe vor der Füllung. Der Oestricher Doosberg ist eine Einzellage in ca. 120 Höhenmetern in Oestrich gelegen. Er liegt ca. 100 Meter höher als der Nikolaus. Wir sind hier mehr auf Löss-/Lehmböden mit Ton, gut wasserversorgt. Also reichhaltigere Böden, die mehr Power und Druck in den Wein bringen. Im östlichen Teil mit einer wunderbaren Südexposition und insgesamt auch einer guten Kühle. In der Nase vielleicht immer schon etwas offener, schöne Süße in der Nase mit leicht kandierter europäischer Frucht, Mirabelle, Pfirsich, gelbe Zwetschge, Kamille, Grüntee, so schön verspielt. Extrem reifer sommerlicher Apfel dazu, sogar ein feiner Hauch Exotik kommt dazu, ein Hauch Mango, süße, gelbe Melone, hochreife Quitte und feine gelbe Blüten. Viel Frische aus Minze und Eukalyptus dazu. Im Mund diese Üppigkeit aufgreifend, aber gleichzeitig diese fordernde Frucht, Druck, Mineralik, Salz. Das Ganze mit dieser Kombination aus langem Hefelager, reifer, goldgelb geernteter Frucht, schmelzig und doch fordernd. Vielleicht nicht ganz so filigran abgehoben wie der Sankt Nikolaus, einfach etwas wuchtiger, etwas druckvoller, aber dennoch geschliffen und eine immense Tiefe aufspannend. Mehrdimensional und komplex, schieben sich immer wieder neue Aromen in den Vordergrund, süßer Assam Tee, Majoran und Minze, Orangen- und Limettenzesten, Kamille und feine Gräser, Heu, saftig und fein verwoben mit dieser so fein ziselierten Weinsäurespur. Sehr lang, dicht und offenherzig zugleich, intensiv. Zweiter Sieger im gleichen Haus nach dem Nikolaus mit dieser druckvollen, üppigen Art, die viele vielleicht sogar bevorzugen mögen, ich finde den filigraneren Sankt Nikolaus etwas schöner. Beide sind groß, gar keine Frage. 97-100/100