Lobenberg: Ein Lieu-dit von einem Hektar in Village-Lage direkt in Mercurey, und auch hier steht die typisch hohe Dichtpflanzung von rund 14.000 Stöcken/ha. mit winzigen Erträgen pro Stock, unter 300 Gramm. In den letzten Jahren gibt es bei allen von Brunos Pinot Noirs immer einen unglaublich hohen Anteil unentrappter Ganztrauben, bis hin zu 100% bei den zwei Top-Weinen. Aber auch die anderen Weine haben alle sehr hohe Rappenanteile, dieser Chapitre hat rund zwei Drittel Ganztrauben. Alles wird immer komplett spontan vergoren, niemals angesäuert oder chaptalisiert, alles naturrein. Um Brunos Rotweine zu verstehen, muss man sich etwas in die Philosophie eines Weißweinwinzers hineinversetzen, denn Bruno vinifiziert en rouge mit der selben Vision wie er Weißweine keltert. Er will die maximale Präzision, den Grip, die Schlankheit, den Trinkfluss und die gewissermaßen geschmeidige Textur eines Weißweines erzielen. Das ist verblüffend, denn gleichzeitig setzt er enorm viele Rappen ein und erzielt hohe Reifegrade durch seine extrem niedrigen Erträge. Aber er weiß genau was er tut und am Ende erreicht er sein Ziel in einer Weise, die manchem gar abstrus erscheinen mag. Doch es funktioniert, wie es bei Roberto Voerzio in Barolo und Francois Mitjavile auf Tertre Roteboeuf auch geht. Die Frische und den Trinkfluss aus der Konzentration zu generieren ist ein Ansatz, den nur wenige verfolgen und noch weniger wirklich beherrschen. Die Nase ist geradezu bestechend klar und pur. Sehr „pinoté“ in seiner Transparenz. Sehr helle Frucht, viel Sauerkirsche, schöne süße Kirsche auch, nur wenig Holzeinfluss und auch sonst wenig, dass die schöne Reinheit dieser Nase trüben könnte. Ein klein wenig dunkle Kirsche kommt mit dazu, auch etwas frisch geriebener Pfeffer und Humus, aber alles bleibt in der sehr frischen, vertikalen Ausrichtung verhaftet. Es gibt hier kein Fett und dennoch ist es konzentriert, aromatisch, kraftvoll und tief. Der Mund läuft auf eher roter Frucht mit weißem Fleisch, also eher würzige Johannisbeere und Cranberry. Das sind schon besondere Rotweine, die Lorenzon macht, zugleich sind sie aber bestechend pur und eben auch regionstypisch bei diesem Chapitre, der auch einfach schön zu trinken ist. 93-94/100