van Volxem: Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs 2022
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, trocken
- 12,5% Vol.
- Trinkreife: 2027–2052
- Verpackt in: 6er
- 9
- mineralisch
- frische Säure
- 3
- Lobenberg: 95–97/100
- Galloni: 95/100
- Suckling: 94/100
- Weinwisser: 18+–18,5/100
- 6
- Deutschland, Mosel Saar Ruwer
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: van Volxem, Herr Roman Niewodniczanski, Zum Schlossberg 347, 54459 Wiltingen (Saar)
Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs 2022
/100
Lobenberg: Der Scharzhof ist mit dem Doctor der berühmteste und sagenumwobenste Weinberg von Mosel und Saar. Ein steiles Amphitheater mit perfekter Exposition in einem kühlen, windigen Seitental der Saar. In den letzten Jahren holt Dominik Völk für Van Volxem das Maximum an trockenen Weinen aus dieser legendären Lage, so wie es Egon im Süßwein-Bereich schafft. Es ist die pure, kristalline, unverfälschte, fast überirdisch schwebende Art, die den Scharzhof so besonders macht. Das Spannungsfeld aus dunkler Mystik und kristalliner, feuersteiniger Transparenz. In 2022 gibt es wieder einen Scharzhofberger und die Auskopplung Pergentsknopp. Der Scharzhof ist neben dem feineren P druckvoller und intensiver in der Nase, aber eben nicht so sublim. Heller Tabak, kandierte Zitrusnoten, Orangeat, gelber Pfirsich, Litschi, durchaus Kraft und Tiefe andeutend. In 2022 zeigt er erstaunlich viel Frucht neben seiner rauchigen Steinigkeit. Wunderbar aromatisch in diesem Jahr und nicht so stark reduziert wie er auch sein kann. Vielleicht mag er sich nochmal verschließen in den nächsten Monaten, aber aktuell probiert er sich sehr offen und zugänglich, was auch dem reifen Jahr 2022 entspricht. Der Mund ist scharf konturiert, nicht so brachial salzig wie der des P, der nur Mineral ist, auch hier ist es etwas runder und geschmeidiger auf der weißgelben Frucht laufend. Hintenraus schiebt dann der Schiefer mit Nachdruck durch, zieht einen beeindruckenden Spannungsbogen zwischen Rauch, Frucht und Säurefrische auf, die um die Hoheit im Abgang kämpfen. 2022 ist ein schickes Jahr für den Scharzhofberger, auch wenn er ultimativ nicht an diese totale Abgehobenheit des Pergentsknopp heranreicht. 95-97/100
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.
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Galloni über: Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs
-- Galloni: The 2022 Riesling Scharzhofberger Grosses Gewächs is very reluctant on the nose. Gentle green apple and lemon momentarily peep though. The palate is a lemony caress, a tender veil of citrus, a salty breeze, poised, barely there, yet totally present. So wonderfully characteristic, so refined, so tender and yet so profound. Salty, eternal, elegant. (Bone-dry) 95/100
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Suckling über: Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs
-- Suckling: Very classic nose of white and yellow fruits plus spring blossom for this world-famous site. Concentrated with quite a compact core, this is nonetheless filigree and moves gracefully across the palate. Long finish that manages to be well structured and delicate. Drink or hold. 94/100
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Weinwisser über: Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs
-- Weinwisser: Die Lage ist geprägt von den blauen, mineralreichen Devonschieferverwitterungsböden. Feinwürziger Duft mit klar schiefermineralischer Würze im Fokus, deutlich fokussierter und linearer als Pergentsknopp. Ein Wein, wie aus Stein gemeißelt, hier ist er wieder, der Michelangelo derSaar. Kühler Trinkfluss, spannungsreich, ewig lang mit kräutrig-mineralischem Finale, animierend. Ein Prototyp dieser mythischen Grand-Cru-Lage. 18+-18,5/20
van Volxem
Wenn Van Volxem eine Disney-Produktion ist, dann ist Daniel Vollenweider eine Arthausproduktion oder Kandidat für Cannes. Genau so muss man die Weine nämlich betrachten. Als großes Independent-Kino. Leider ist Daniel Vollenweider im Jahr 2022 an einer Krebserkrankung verstorben. Die Mosel hat damit...